Von Annette Kreikenbohm (WAZ Witten vom 5.7.2025)
Engagieren sich im Heimatverein Stockum: (v.l.) Beisitzer Karl-Heinz Thomas, Archivarin Karoline Robbert und 2. Vorsitzender Reinhard Beine vor dem Heimatstübchen in den Räumen der ehemaligen Buchhandlung Gronau.
Eigentlich könnten die Heimatfreunde Stockum/Düren zufrieden sein. Der Wittener Verein hat über 200 Mitglieder, Tendenz steigend. Die Feste, Ausflüge und sonstigen Treffen sind beliebt im Dorf. Auch finanziell sei man gut aufgestellt. „Der Verein lebt“, formuliert es Archivarin Karoline Robbert (78). Doch sein Überleben ist längst nicht gesichert. Denn wenn sich bis zum Herbst kein neuer Vorstand findet, dann war es das - dann stirbt der Verein.
Vermutlich war der Tod Wolfgang Lipperts vor knapp einem Jahr der Auslöser, der den Prozess schleichend in Gang setzte. Lippert war lange Jahre und mit Leidenschaft Vorsitzender des Stockumer Heimatvereins, hat vieles allein gemanagt. „Er war eine ganz wichtige Person. Wir dachten, er macht das immer so weiter“, sagt Reinhard Beine (73), seit 35 Jahren Mitglied und inzwischen 2. Vorsitzender. Dennoch lief erstmal alles wie gewohnt. Sogar neue Ideen wurden umgesetzt. Denn der Heimatverein sei längst nicht so verstaubt und antiquiert, wie der Name vielleicht vermuten lasse.
Wittener Heimatverein feiert viele Feste
So trafen sie sich in der Adventszeit vor Ort im „Treppchen“ und saßen dort im Frühling im Biergarten. Das Grünkohlessen fand - eher ungewöhnlich - beim Chinesen an der Hörder Straße statt, der das Traditionsgericht extra für die Vereinsmitglieder zubereitete. Das sommerliche Ackerfest war ein Riesen-Erfolg. Die monatlichen Heimatnachmittage im Paul-Gerhardt-Haus sind gut besucht. Für den 16. Juli haben sie sogar die CDU-Bundestagsabgeordnete Katja Strauss-Köster dorthin eingeladen.

Eines von vielen Events der Heimatfreunde Stockum/Düren: die Pflügschau im Sommer 2022. FUNKE Foto Services | Biene Hagel
Aktuell plant der Heimatverein sogar ein „Stubenkino“ im Ort, um den Stockumern besondere Filme zeigen zu können, ohne dass sie weit fahren müssen. Dafür machen sie sogar mit bei der „Heimathelden“-Aktion der Volksbank Bochum-Witten und hoffen auf genug Spenden für den Kauf eines Beamers.
Wittener Verein sucht neuen Vorstand: gern weiblich und jünger
Doch dann das: Bei der Jahreshauptversammlung im vergangenen April konnten die dringend notwendigen Neuwahlen des Vorstands mangels Kandidaten nicht stattfinden. Die derzeit Aktiven wollen zwar weiter mitarbeiten - aber nicht mehr in der ersten Reihe stehen. „Wir sind alle über 72, die Hälfte ist sogar über 78 Jahre alt“, sagt Reinhard Beine. Auch er selbst sieht sich nicht an vorderster Front. „Ich bin noch in anderen Vereinen, habe Hobbys.“
Konkret gesucht werden zwei Vorsitzende sowie zwei Geschäftsführer. Gern weiblich und vor allem jünger. Die Arbeit verteilt sich also auf mehrere. „Es muss nicht jeder alles machen.“ Schon Weihnachten haben sie dazu aufgerufen, sich zu melden. „Aber das ist im Trubel untergegangen“, sagt Beisitzer Karl-Heinz Thomas (78), der einst den Stockumer Theaterverein gegründet hat und sich seit zehn Jahren bei den Heimatfreunden engagiert.
Wittener Verein ist „wichtiger Teil des Dorflebens“
Doch sie ließen nicht locker. „Wir haben etliche Mitglieder angesprochen, die an der Grenze zum Ruhestand sind“, sagt Reinhard Beine. „Und wir haben 20 Absagen kassiert.“ Keiner wolle Verantwortung übernehmen. Nun sind sie mit ihrem Latein am Ende. „Vielleicht haben wir doch nicht genug Menschen gefragt“, hofft Beine. „Vielleicht gibt es irgendwo doch noch jemanden, der sich genau jetzt engagieren will.“
Neuer Vorstand dringend gesucht
Die Heimatfreunde Stockum/Düren suchen motivierte Männer und Frauen, die sich mit den Zielen des Vereins identifizieren, sich im Vorstand engagieren sowie das Erreichte weiterentwickeln möchten. Zu besetzen sind ab Herbst 2025 die Positionen des/der 1. und 2. Vorsitzenden sowie des/der 1. und 2. Geschäftsführers/in.
Wer sich angesprochen fühlt, kann sich gerne per Mail an den Verein wenden: Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein! oder anrufen (02302 941174). Interessierte können auch einfach donnerstags zwischen 15 und 17 Uhr ins Heimatstübchen an der Hörder Straße 340 kommen.
Denn klar ist: „Wir wollen den Verein nicht auflösen“, sagt Karoline Robbert. Schließlich seien die Heimatfreunde Stockum/Düren und ihre Angebote ein wichtiger Teil des sozialen und kulturellen Dorflebens. Wer sonst soll sich um die Weihnachtsbeleuchtung kümmern? Wer soll die Feste und Ausflüge organisieren? Eben!
Im Schaufenster der Heimatfreunde Stockum/Düren an der Hörder Straße 340 sind zurzeit augsgestellt::

Das linke Schaufenster erinnert an die Geschichte des Bergbaus, denn auch unser Ort war mal ein Bergbauarbeiterdorf. Mehrere Kleinzechen befanden sich in früheren Zeiten in unserem Dorf, auch rund um Stockum wurde das schwarze Gold gefördert. 254 Kleinzechen waren zu Hochzeiten auf dem heutigen Wittener Stadtgebiet amtlich registriert.

Diese Exponate stammen aus dem Heimatmuseum Bochum-Langendreer, das aufgelöst wurde. Foto: Heimatfreunde
Besucher können sich bei den wöchentlichen offenen Treffen im Heimatstübchen an der Hörder Straße 340 donnerstags von 15 bis 17 Uhr über Stockumer Themen austauschen.

Das erste Stockumer Frühlingsfest der Heimatfreunde Stockum/Düren am Freitag, 23. Mai, fand großen Anklang. Zum Glück machte der von den Landwirten sehnlichst erwarte Regen eine Pause. Die Terrasse neben der Gaststätte Treppchen war zudem mit Sonnenschirmen gegen Regengüsse geschützt. Wem es abends zu frisch wurde, der konnte sich in eine Decke kuscheln. Auch das leibliche Wohl kam nicht zu kurz: Waffeln, frisch gebacken, mit und ohne Puderzucker, machten die Runde. Der Grill wurde angeschmissen und die Besucher mussten nicht hungrig nach Hause gehen. Ein Bierwagen mit einer freundlichen Bedienung versorgte die Stockumer mit alkoholischen und alkoholfreien Getränken; gefragt waren außerdem die gemixten Cocktails, die man aus dem Urlaub kennt. Die Heimatfreunde bedanken sich bei Jupp Velkov, Wirt der Gaststätte, und Laura Grünewald vom Café Goldstück, sowie bei den vielen Helfern, die zum Gelingen des Festes beitrugen.



Fotos: Karoline Robbert

Der Bergbau-Experte Karl-Heinz Wennmohs hat sein Handwerk von der Pike auf gelernt und erklärte, die geologischen und bergbaulichen Gegebenheiten rund um Stockum
Foto: Karoline Robbert
„Er ist der gesuchte Mann, der alles über den Bergbau weiß“, so stellte der Organisator Karl-Heinz Thomas den Referenten bei den Heimatfreunden Stockum/Düren vor. Gemeint ist Karl-Heinz Wennmohs, Dipl.-Ing für Bergtechnik. Er hielt einen Vortrag zum Thema „Bergbau in und um Stockum“ am 21. Mai bei den Heimatfreunden Stockum/Düren.
Sein umfassendes Wissen über den Bergbau erlangte er durch praktische Erfahrung im In und Ausland. 40 Jahre lang war Karl-Heinz Wennmohs weltweit unterwegs und speziell in den Bereichen Tunnelvortrieb, Wasserkraftwerke sowie Bohr- und Sprengtechnik tätig. Besonders der Bergbau ist und war sein Metier. Angefangen hat alles bereits vor seinem Studium, als er über und unter Tage als Hauer, Knappe, Schießmeister beschäftigt war. Er hat sein Handwerk also wirklich von der Pike auf gelernt, wie man so schön sagt.

Sehr informativ und gut besucht war die Veranstaltung der Heimatfreunde Stockum/Düren im Paul-Gerhardt-Haus zum Thema „Bergbau in und um Stockum“.
Foto: Karl-Heinz Thomas
Vor rund 60 Heimatfreunden erklärte er, die geologischen und bergbaulichen Gegebenheiten rund um Stockum, insbesondere die Bedeutung des sogenannten Stockumer Sattels und wie sich die Flöze durch diesen ziehen. Zudem gab er Einblicke in die historischen Abbauregionen und die vielen Bergwerke und Kleinzechen, die es in und um Stockum mal gab. Er erwähnte die Schächte Franziska Düren, Am Katteloh I-III, Ringeltaube, Siebenplaneten, Wallfisch, Constanze, Neu Iserlohn uvm. Anhand von Bildern und Schautafeln zeigte er die verschiedenen Abbautechniken und erläuterte die Entstehung von Tagesbrüchen. Dieses Thema ist zurzeit sehr aktuell und sprach die Zuhörer besonders an, da in unserem Dorf immer wieder unterirdische Einstürze ehemaliger Schächte bzw. Stollen vorkommen. Diese müssen dann aufwändig verfüllt werden, wie es augenblicklich an der Mühlenstraße der Fall ist.
Insgesamt vermittelte dieser Vortrag ein umfassenden Bild des regionalen Bergbaus in und um Stockum und hob die Bedeutung sowie die technische Vielfalt dieses ehemals sehr bedeutsamen Wirtschaftszweiges hervor.
Karoline Robbert
