Wohl kaum ein anderer Stadtteil Wittens hat sein äußeres Erscheinungsbild im Laufe der Zeit so stark verändert wie der nördlichste Stadtteil - Stockum/Düren. Bereits im Mittelalter entwickelte sich der Ort zu einem durchweg landwirtschaftlich geprägten Dorf mit insgesamt 27 Höfen, die in einer Steuerliste aus dem Jahr 1688 namentlich genannt wurden. Diese Steuerliste ist aufgrund der großen Landesaufnahme nach dem Dreißigjährigen Krieg erstellt worden.


Zu Beginn des 19. Jahrhunderts standen an der Dorfstraße (heutige Gerdesstraße) etliche Bauernhäuser, die sich um die Gildstelle gruppierten: Beckhoff, Kleffmann, Schmidt, Bommert, Gröpper, Siebelhof. Der Schatten links wird von der alten Schule geworfen, die von 1753 bis 1818 in Betrieb war. Foto: Archiv Heimatfreunde Stockum/Düren

Die Gerdesstraße, die erste gepflasterte Straße, war einst der Mittelpunkt des Dorfes. Früher gruppierten sich etliche Bauernhäuser um die dortige Gildstelle. Dort befanden sich unter anderem die erste Schule, die erste Poststelle im Gasthaus Zur Post (Gröpper) und eine Lohgerberei auf dem ehemaligen Hof Bommert/Harbrink.

Der Bergbau war bereits im 18. Jahrhundert zum „zweiten Standbein“ der in der Region ansässigen Bauern geworden, denn schon 1752 wurde Stockum als Kohleabbauort erwähnt. Ab dem 19. Jahrhundert wurde vor allem auf dem Steinberg der Bergbau vorangetrieben, wie z. B. auf der Zeche Wallfisch. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde in Kleinzechen von Stockum und Düren noch bis 1972 Restkohle abgebaut.

Die Besiedlung des Gebietes war zunächst zögerlich angelaufen. Die beginnende Industrialisierung des 19. Jahrhunderts bewirkte aber immer mehr den Zuzug von neuen Arbeitskräften. Das ehemalige Bauerndorf entwickelte sich nach und nach zu einem Bergbauarbeiterdorf, dessen Bewohner auch auf den Zechen umliegender Orte Beschäftigung fanden.

Das Dorfbild Stockums veränderte sich ab dem Jahr 1840: Entlang der Hörder Straße und des Stockumer Bruchs entstanden neue, kleinere Ansiedlungen; nach dem Ersten Weltkrieg kamen weitere in Richtung Annen dazu.

Doch erst in den letzten Jahrzehnten erfuhr der Stadtteil Stockum/Düren größere Veränderungen, die den einstigen, reinen Dorfcharakter in den Hintergrund drängten. Die meisten Bauernhöfe verschwanden nach und nach und das Dorf veränderte sein Gesicht. Heute werden trotzdem noch etwa 62 Prozent der Fläche von Stockum und Düren landwirtschaftlich genutzt.

Mit Beginn der 1960er und 1980er Jahre entstanden Neubaugebiete rechts und links der Hörder Straße und Stockum-Nord und -West wurden geboren. Ganze Siedlungen wurden aus dem Boden gestampft und viele junge Familien mit Kindern zogen hierher. Durch den Wegfall der Gewerbebetriebe Wellershoff und Achim Mohn entstand eine neue Siedlung im Stockumer Süden: der Rosenthalring, benannt nach der jüdischen Familie Rosenthal.

Um den früheren dörflichen Charakter zu dokumentieren, wurden einige Straßen nach ehemaligen Bauernhöfen benannt, wie z. B. Kellerhoff-, Gröpper-, Pleuger-, Paßmannstraße, Spiekermann- und Schraerweg.

Der „Ku(h)damm von Stockum“ – die Hörder Straße –, erst 1790 als „Chaussee“ von Stockum nach Eichlinghofen gebaut, ist zu einer belebten Verkehrsader geworden. An dieser Hauptstraße liegen die meisten Geschäfte und prägnanten Bauwerke wie die evangelische Kirche und das katholische Gotteshaus sowie die Harkortschule.

Seinen dörflichen Charakter hat dieser liebenswerte Ort jedoch trotz dieser gravierenden Veränderungen nicht verloren. Wer sich heute in Richtung Am Katteloh, Mühlenstraße, Stockumer Bruch oder Tiefendorf bewegt, ist von der Vielzahl der landwirtschaftlich oder von Reiterhöfen genutzten Flächen überrascht.

                                      Karoline Robbert