Der Bergbau in Stockum/Düren fand um das Jahr 1910 nur auf der Schachtanlage Franziska-Düren (Bebbelsdorf) statt. Franziska-Düren war zu dieser Zeit ein Syndikatsschacht der Zeche Vereinigte Hamburg & Franziska in Annen und Witten und diente im Wesentlichen der Erhöhung der Förderquote bei dem Kohlensyndikat. Entstanden ist Franziska-Düren 1895 aus der Zeche Vereinigte Wallfisch. Aber auch ein Teil der Berechtsame (Grubenfeld) der Zeche Siebenplaneten in Dortmund-Somborn und der Zeche Oespel in Dortmund-Oespel befanden sich auf dem Gebiet von Stockum.

Nach 1945 entstanden im Ruhrgebiet mehr als 1000 Kleinzeichen – im Volksmund Kohlenzwerge oder Familienpütts genannt. Als es nach dem Zweiten Weltkrieg zu Engpässen in der Kohleversorgung kam, gruben sich Unternehmer und Privatleute zu den Lagerstätten in geringer Tiefe vor, die der Bergbau in den früheren Jahren nicht abgebaut hatte. Die große Not der Menschen nach Beendigung des Krieges 1945 Heizmaterial zu bekommen, war mit dem Beginn der Währungsreform 1948 keineswegs zu Ende. Es gab einfach nichts zu brennen. Wenn jemand einen Holzschein für den Wald bekam, hatte er Glück und konnte wenigstens Holz zum Feuern holen.

Die großen Zechen konnten manche Kohlevorkommen nicht ausnutzen, weil die Kohle in allzu großer Tiefe lag. So entstanden schon kurz nach dem Zweiten Weltkrieg überall kleine Bergwerke, sogenannte Pütts, die mit einer geringen Zahl von Bergleuten nach Kohle gruben. Da die Kohlefelder um Stockum und Düren günstig lagen – die Kohle trat fast unter dem Acker hervor – nutzten Firmen die Gelegenheit, diese Felder auszubeuten.

Im Stockumer Bruch, gegenüber des damaligen Milchgeschäftes Kindler, lag er Pütt Buddenhorn der Firma Damm. Dort wurde in den Jahren 1950/1951 mit der Förderung begonnen, zeitweise waren mehr als 40 Mann beschäftigt und bereits 1955/1956 wurde der Pütt geschlossen. Nur wenige hundert Meter weiter, im Stockumer Bruch, befand sich der Pütt Imberg. Steiger Neveling hatte im Jahre 1949 im Auftrag der Firma Imberg im Stockumer Bruch einen kleinen Schacht abteufen lassen und beschäftigte in 3/3 Schicht, also rund um die Uhr, bis zu 50 Bergleute. Die Frühschicht dauerte von 6 bis 14 Uhr, die Mittagsschicht begann um 14 und endete um 22 Uhr, die Nachschicht lag zwischen 22 und 6 Uhr. Im Jahre 1954 wurde dieser Schacht geschlossen.

Eine etwas größere Zeche entstand im Jahr 1954 Am Katteloh, hinter dem Bauernhof Große-Oetringhaus. Hier hatte ebenfalls die Firma Damm drei Schächte abteufen lassen: Katteloh I, II und III. Zeitweise beschäftige diese Zeche bis zu 250 Bergleute. Es gab eine Waschkaue und die "Bergmanns-Kleinkneipe" auf dem Hof Große-Oetringhaus. Im Jahr 1955 geschah hier der große Lohngeldraub, bei dem die Diebe den Monatslohn der Bergleute stahlen – mehr al 35.000 DM. Die Zeche wurde 1959 geschlossen.


Die Bergmannskneipe und Zechenkantine der Zeche Damm auf dem Hof Große Oetringhaus Am Katteloh. Inhaberin war Hermine Rexin. Foto: Archiv Heimatfreunde Stockum/Düren.

Auf der Zeche Ringeltaube II, zwischen Düren und Schulte-Steinberg, sozusagen mitten auf der Wiese, wurde ab 1954 nach Kohle geschürft. Die ergiebigen Flöze hießen "Mausegatt", "Kreftenscheer" und "Finefrau-Nebenbank". Auch hier wurde in 3/3 Schicht gearbeitet. Die sogenannten Kleinzechen zahlten gute Löhne, erzählte ein ehemaliger Bergmann. Doch die Sicherheitsvorkehrungen entsprachen leider nicht immer ganz den Vorschriften.


Vollstreckungsbeamte auf der Kleinzeche Ringeltaube II: Von 1954 bis 1972 wurde hier Kohle gefördert. Sie war die letzte aktive Zeche an der Dürener Straße. In den sieben Tagesöffnungen arbeiteten über 90 Bergleute. Ein Strebbruch im Bereich des Flözes "Mausegatt" am 15. Oktober 1972 bedeutete das Ende für diese Kleinzeche. Einen Tag später wurde Konkurs angemeldet.  Foto: Davide Bentivoglio.

Zwei kleine Pütts die Firma Schmidt lagen an der Dürener Straße, unterhalb der Sieben-Planeten-Straße an der Stadtgrenze zu Somborn. Einen Tagebau-Pütt gab es im Siepen, unterhalb des Wohnhauses Bertulies. In der Regel arbeiteten dort 15 Mann. Sie holten die Kohle mit Loren aus der Erde.

Im Jahre 1942 gruben Bergleute einen Stollen – gegenüber der Siedlung an der Stockumer Straße – in das leicht hügelige Feld, um für die Bewohner der umliegenden Häuser einen Luftschutzgraben zu schaffen. Die Genehmigung erhielt man von der Stadt. Der Stollen bekam sogar einen gemauerten Eingang. Beim Bau stieß man plötzlich auf Kohle; was lag näher, als diese abzubauen. Es wurden Gleise gelegt und Loren angeschafft, mit denen man die Kohle aus dem Stollen abfuhr. Der Ertrag soll gut gewesen sein. Zum Ende des Krieges stellte man die Förderung ein. In dem Stollen warfen die abziehenden Soldaten ihre Munition. Daraufhin wurde er zugemauert.

Karoline Robbert