Von Annette Kreikenbohm (WAZ Witten vom 5.2.2025)

Engagieren sich im Heimatverein Stockum: (v.l.) Beisitzer Karl-Heinz Thomas, Archivarin Karoline Robbert und 2. Vorsitzender Reinhard Beine vor dem Heimatstübchen in den Räumen der ehemaligen Buchhandlung Gronau.

Eigentlich könnten die Heimatfreunde Stockum/Düren zufrieden sein. Der Wittener Verein hat über 200 Mitglieder, Tendenz steigend. Die Feste, Ausflüge und sonstigen Treffen sind beliebt im Dorf. Auch finanziell sei man gut aufgestellt. „Der Verein lebt“, formuliert es Archivarin Karoline Robbert (78). Doch sein Überleben ist längst nicht gesichert. Denn wenn sich bis zum Herbst kein neuer Vorstand findet, dann war es das - dann stirbt der Verein.

Vermutlich war der Tod Wolfgang Lipperts vor knapp einem Jahr der Auslöser, der den Prozess schleichend in Gang setzte. Lippert war lange Jahre und mit Leidenschaft Vorsitzender des Stockumer Heimatvereins, hat vieles allein gemanagt. „Er war eine ganz wichtige Person. Wir dachten, er macht das immer so weiter“, sagt Reinhard Beine (73), seit 35 Jahren Mitglied und inzwischen 2. Vorsitzender. Dennoch lief erstmal alles wie gewohnt. Sogar neue Ideen wurden umgesetzt. Denn der Heimatverein sei längst nicht so verstaubt und antiquiert, wie der Name vielleicht vermuten lasse.

Wittener Heimatverein feiert viele Feste

So trafen sie sich in der Adventszeit vor Ort im „Treppchen“ und saßen dort im Frühling im Biergarten. Das Grünkohlessen fand - eher ungewöhnlich - beim Chinesen an der Hörder Straße statt, der das Traditionsgericht extra für die Vereinsmitglieder zubereitete. Das sommerliche Ackerfest war ein Riesen-Erfolg. Die monatlichen Heimatnachmittage im Paul-Gerhardt-Haus sind gut besucht. Für den 16. Juli haben sie sogar die CDU-Bundestagsabgeordnete Katja Strauss-Köster dorthin eingeladen.

Eines von vielen Events der Heimatfreunde Stockum/Düren: die Pflügschau im Sommer 2022. FUNKE Foto Services | Biene Hagel

Aktuell plant der Heimatverein sogar ein „Stubenkino“ im Ort, um den Stockumern besondere Filme zeigen zu können, ohne dass sie weit fahren müssen. Dafür machen sie sogar mit bei der „Heimathelden“-Aktion der Volksbank Bochum-Witten und hoffen auf genug Spenden für den Kauf eines Beamers.

Wittener Verein sucht neuen Vorstand: gern weiblich und jünger

Doch dann das: Bei der Jahreshauptversammlung im vergangenen April konnten die dringend notwendigen Neuwahlen des Vorstands mangels Kandidaten nicht stattfinden. Die derzeit Aktiven wollen zwar weiter mitarbeiten - aber nicht mehr in der ersten Reihe stehen. „Wir sind alle über 72, die Hälfte ist sogar über 78 Jahre alt“, sagt Reinhard Beine. Auch er selbst sieht sich nicht an vorderster Front. „Ich bin noch in anderen Vereinen, habe Hobbys.“

Konkret gesucht werden zwei Vorsitzende sowie zwei Geschäftsführer. Gern weiblich und vor allem jünger. Die Arbeit verteilt sich also auf mehrere. „Es muss nicht jeder alles machen.“ Schon Weihnachten haben sie dazu aufgerufen, sich zu melden. „Aber das ist im Trubel untergegangen“, sagt Beisitzer Karl-Heinz Thomas (78), der einst den Stockumer Theaterverein gegründet hat und sich seit zehn Jahren bei den Heimatfreunden engagiert.

Wittener Verein ist „wichtiger Teil des Dorflebens“

Doch sie ließen nicht locker. „Wir haben etliche Mitglieder angesprochen, die an der Grenze zum Ruhestand sind“, sagt Reinhard Beine. „Und wir haben 20 Absagen kassiert.“ Keiner wolle Verantwortung übernehmen. Nun sind sie mit ihrem Latein am Ende. „Vielleicht haben wir doch nicht genug Menschen gefragt“, hofft Beine. „Vielleicht gibt es irgendwo doch noch jemanden, der sich genau jetzt engagieren will.“

Neuer Vorstand dringend gesucht

Die Heimatfreunde Stockum/Düren suchen motivierte Männer und Frauen, die sich mit den Zielen des Vereins identifizieren, sich im Vorstand engagieren sowie das Erreichte weiterentwickeln möchten. Zu besetzen sind ab Herbst 2025 die Positionen des/der 1. und 2. Vorsitzenden sowie des/der 1. und 2. Geschäftsführers/in.

Wer sich angesprochen fühlt, kann sich gerne per Mail an den Verein wenden: Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein! oder anrufen (02302 941174). Interessierte können auch einfach donnerstags zwischen 15 und 17 Uhr ins Heimatstübchen an der Hörder Straße 340 kommen.

Denn klar ist: „Wir wollen den Verein nicht auflösen“, sagt Karoline Robbert. Schließlich seien die Heimatfreunde Stockum/Düren und ihre Angebote ein wichtiger Teil des sozialen und kulturellen Dorflebens. Wer sonst soll sich um die Weihnachtsbeleuchtung kümmern? Wer soll die Feste und Ausflüge organisieren? Eben!

Neu gestaltet wurden die Schaufenster der Heimatfreunde Stockum/Düren an der Hörder Straße 340:

 
Passend zum gut besuchten Vortrag über die Geschichte des Bergbaus in und um Stockum erinnert das linke Schaufenster daran, dass Stockum auch mal ein Bergbauarbeiterdorf gewesen war. Mehrere Kleinzechen befanden sich in früheren Zeiten in unserem Dorf, auch rund um Stockum wurde das schwarze Gold gefördert. 254 Kleinzechen waren zu Hochzeiten auf dem heutigen Wittener Stadtgebiet amtlich registriert.

 
Diese Exponate stammen aus dem Heimatmuseum Bochum-Langendreer, das aufgelöst wurde.

  
Glaskunst der Stockumer Künstlerin Elke Meiske schmückt zurzeit das rechte Schaufenster. Die kleine Ausstellung zeigt Glasbilder und -figuren als Dekoration für Haus und Garten, jedes Kunstwerk ein Unikat. Fotos: Heimatfreunde

Besucher können sich bei den wöchentlichen offenen Treffen im Heimatstübchen an der Hörder Straße 340 donnerstags von 15 bis 17 Uhr über Stockumer Themen austauschen.


Das erste Stockumer Frühlingsfest der Heimatfreunde Stockum/Düren am Freitag, 23. Mai, fand großen Anklang. Zum Glück machte der von den Landwirten sehnlichst erwarte Regen eine Pause. Die Terrasse neben der Gaststätte Treppchen war zudem mit Sonnenschirmen gegen Regengüsse geschützt. Wem es abends zu frisch wurde, der konnte sich in eine Decke kuscheln. Auch das leibliche Wohl kam nicht zu kurz: Waffeln, frisch gebacken, mit und ohne Puderzucker, machten die Runde. Der Grill wurde angeschmissen und die  Besucher mussten nicht hungrig nach Hause gehen. Ein Bierwagen mit einer freundlichen Bedienung versorgte die Stockumer mit alkoholischen und alkoholfreien Getränken; gefragt waren außerdem die gemixten Cocktails, die man aus dem Urlaub kennt. Die Heimatfreunde bedanken sich bei Jupp Velkov, Wirt der Gaststätte, und Laura Grünewald vom Café Goldstück, sowie bei den vielen Helfern, die zum Gelingen des Festes beitrugen.                                                                  


Fotos: Karoline Robbert

Liebe Heimatfreunde,

leider konnte bei der JHV am 8. Mai 2025 keine Wahl stattfinden, da trotz intensiver Suche und Ansprache bereits seit mehreren Monaten keine Kandidaten für die notwendig zu besetzenden Positionen gefunden werden konnten. Für den Fall, dass mangels Kandidaten keine Wahl der Vorstandsmitglieder erfolgen konnte, sollten der Ernst der Lage und als letzte Möglichkeit die Auflösung des Vereins deutlich ausgesprochen werden. Dieses Problem ist den Anwesenden der Jahreshauptversammlung bewusst geworden.

Die Unterzeichner möchten ihre Tätigkeit aus persönlichen Gründen nicht weiterführen. Karoline Robbert hat bereits vor zwei Jahren mitgeteilt, dass sie aus persönlichen Gründen die Tätigkeit, die sie über viele Jahre mit großem Zeitaufwand ausgeübt hat, nicht weiterführen möchte. Klaus-Peter Reppel, der über 40 Jahre nicht nur bei den Heimatfreunden aktiv war, sieht ein ständig wachsendes Problem durch die Entwicklung der technischen Herausforderungen, die mit der Tätigkeit des Schatzmeisters verbunden sind.

Aber uns allen ist der Verein nicht gleichgültig. Alle sind bereit, sich als Archivar, Beisitzer oder Kontakt zur Presse für die Belange des Vereins weiter einzusetzen. Wir arbeiten lieber für den Erhalt, als für die Auflösung des Vereins.

Wir bitten Sie eindringlich, sich nochmals Gedanken zu machen, ob Ihnen jemand einfällt, der geschichtlich interessiert ist, sich Stockum und Düren verbunden fühlt und zudem bereit ist, sich für den Verein zu engagieren. Sie müssen es nicht selbst sein, Sie können die Person aber selbst ansprechen oder uns Name und Kontakdaten geben.

In der Hoffnung, dass wir ein paar Vorschläge bekommen, verbleiben wir mit freundlichen Grüßen.

Reinhard Beine, 2. Vorsitzender                                     Klaus Danielmeier, Geschäftsführer