Marek Schirmer (links) sprach mit Gründungsmitgliedern und dem Vorstand der Heimatfreunde Stockum/Düren: Siegwart und Sonja Gartinger, Wolfgang Lippert, Christel Schmidt, Karoline Robbert und Volker Brüggemann.

Foto: Günter Robbert

Vor 35 Jahren trafen sich 37 Stockumerinnen und Stockumer und gründeten am 24. Juni 1987 einen Verein, um die Heimatgeschichte lebendig zu halten. Aus einer fixen Idee wurde eine Erfolgsgeschichte: Die Heimatfreunde Stockum/Düren waren geboren und verzeichnen mittlerweile über 200 Mitglieder. An dieses Jubiläum wurde beim Heimatnachmittag am 15. Juni 2022 im Gemeindehaus an der Mittelstraße erinnert. Die Geschäftsführerin Christel Schmidt würdigte dieses Ereignis mit einem Vortrag und ließ die Zeit ab 1987 wieder lebendig werden. Zu Wort kamen auch Gründungsmitglieder, die von den Anfängen unseres Vereins erzählten. Marek Schirmer von der Antenne Witten hat darüber in einer Radiosendung am Sonntag, 26. Mai, um 19 Uhr auf Radio EN berichtet.

Ein Rückblick:

Wer hätte das gedacht: Aus einer fixen Idee wurde ein Erfolgserlebnis. Niemand hat damit gerechnet, dass dieser Verein eine solch positive Entwicklung nehmen würde. Die Frauen und Männer der ersten Stunde kannten sich bereits durch Zusammenkünfte in den Vereinen, den Kirchengemeinden und den Parteien. Im Dorf war man damals der Meinung, dass es nicht notwendig sei, noch einen Verein zu gründen. Doch in den Köpfen der Gründungsmitglieder war die Idee, die Heimatgeschichte lebendig zu halten, zu erforschen und zu bewahren, bereits geboren. Am 24. Juni 1987 war es dann soweit: Die Heimatfreunde Stockum/Düren wurden gegründet.


Die Frauen und Männer der ersten Stunde: Herbert Baack, Gisela Hartwig, Ernst Borttscheller, Franz Nelihsen, Paul Heinrich, Sonja Gartinger, Klaus-Peter Reppel, Gerd May (v. l.) gehörten u. a. dem ersten Vorstand der Heimatfreunde Stockum/Düren an.

Foto: Archiv Heimatfreunde Stockum/Düren

18 Frauen und Männer bildeten den Vorstand;einige von ihnen wirken heute noch aktiv mit. Zum 1. Vorsitzenden wurde Ernst Borttscheller gewählt, der dieses Amt bis 1996 bekleidete, sein Stellvertreter wurde Franz Nelihsen. Ende des Jahres 1987 zählte der Verein bereits 69 Mitglieder. 1996 löste Franz Nelihsen bis 2000 Pastor Borttscheller ab; danach wurde Ernst Borttscheller wieder zum Vorsitzenden gewählt. Im Jahr 2012 übernahm Wolfgang Lippert († 2024) dieses Amt.

Beim Durchblättern alter Akten, Plakate und Flyer ist man immer wieder erstaunt, mit welchen Themen sich die Heimatfreunde schon damals beschäftigten. Sie mischten überall mit. Besonders in Erinnerung ist die Aktion „Rettet das Tiefendorf!“, die von 1989 bis 1993 die Stockumer beschäftigte - mit dem Erfolg, dass das Tiefendorf bis heute nicht bebaut wurde. Die Heimatfreunde brachten und bringen sich immer wieder ins Dorfgeschehen ein: Ruhebänke wurden aufgestellt, Säuberungsaktionen durchgeführt, Bäume gepflanzt und neue Straßen erhielten historische Namen. Bei der Neugestaltung der Hörder Straße unterbreiteten sie Vorschläge. Wenn man die lange Reihe der Vorträge der vergangenen 30 Jahre betrachtet, stellt man fest - die Heimatfreunde sprachen über fast alles.

Die Hauptthemen behandelten das dörfliche Leben im Ort mit den Schulen, Kirchengemeinden und Vereinen. Aber auch über Historisches, wie die frühere Gildstelle und die Amtshäuser, die Postgeschichte, Bergbau und Zechen, Geschäfte und Straßen wurde geredet. Auch die Wittener Herrenhäuser, Denkmal- und Verbraucherschutz sowie die Windräder in Stockum und Umgebung kamen nicht zu kurz. Die Liste ließe sich unendlich fortführen.

Die Abendveranstaltung über Windenergie war mit rund 140 Interessenten die bis heute meist besuchte. Zurückgreifen konnten die Heimatfreunde bei vielen Themen auf die Aufzeichnungen der Heimatforscher Wilhelm Barth, Walter Giersch und auch Ernst Borttscheller. Vielfach wurden kompetente Redner aus Witten und Umgebung eingeladen; aber auch aus eigenen Reihen kamen etliche Referenten. Mit vielen Bildern, Fotos, Exponaten (Küchengeräte und Maschinen aus der Landwirtschaft zum Anfassen) gaben etliche Ausstellungen Einblicke in das alte Stockum.


Ernst Borttscheller, Pfarrer und Heimatforscher, in Aktion. Hier präsentierte er eine alte Schnellwaage (im Rahmen der Ausstellung „100 Jahre gemeindliches Leben in Stockum und Düren“ im Jahre 1983).

Foto: Davide Bentivoglio

Erwähnt werden muss auf alle Fälle auch das Heimatlexikon, das von Ernst Borttscheller und Sabine Brünger im Jahre 1990 herausgegeben wurde. Eine Fundgrube, die auch heute noch für viele Recherchen dienlich ist. Die 1999 erschienene Heimatkarte, eine der ersten Karten, die von einem Heimat- oder Geschichtsverein in der Region herausgegeben wurde, wird auch heute immer noch gern genutzt, zumal darauf auch historische Sehenswürdigkeiten, wie alte Bauernhöfe eingetragen sind; ebenso findet man auch Hinweise auf ehemalige Zechen und Mergelgruben sowie die auch für Stockum typischen Bruchsteinhäuser.

Das erste Stockumer Dorffest gestalteten die Heimatfreunde schon in ihrem Gründungsjahr 1987 ebenso mit wie die 1993 stattgefundene „1111-Jahr-Feier“. Bei diesem Stockumer Highlight wurde eine ganze Woche gefeiert und die Hörder Straße für einige Tage gesperrt. Die Initiative zur Gründung einer Arbeitsgemeinschaft für diese Großveranstaltung ging auch von den Heimatfreunden aus. Natürlich waren die Heimatfreunde auch beim großen Dorffest „Stockum 2000“ unter dem Motto „Komma nach Stockum“ wieder dabei. Historische Wanderungen durch Stockumer Straßen wurden einmal im Jahr unter sachkundiger Führung mit anschließender Kaffeetafel auf örtlichen Höfen durchgeführt.


A
ls Zeichen der Kulturhauptstadt „Ruhr 2010“ organisierten die Heimatfreunde Stockum/Düren im Mai 2010 ein Schachtzeichen über dem ehemaligen Schacht Theodor der Zeche Walfisch auf der Wilhelmshöhe. Große gelbe Ballons erinnerten mit dieser Aktion eine Woche lang im gesamten Ruhrgebiet auf die Bergbau-Vergangenheit ihrer Städte.

Luftaufnahme Hans Blossey

Zur Erinnerung an Stockums Bergbau-Vergangenheit beteiligten sich die Heimatfreunde an der Aktion „Schachtzeichen“, die durch große gelbe Ballons die Standorte ehemaliger Zechenanlagen (z. B. auf der Wilhelmshöhe) kenntlich machte. Dass die Heimatfreunde Stockum/Düren alte Traditionen pflegen, ist mindestens einmal im Jahr im großen Rahmen mitzuerleben, nämlich beim Dreschtag (in geraden Jahren) oder beim historischen Pflügen (in ungeraden Jahren).

Die vielen Ausflüge und Exkursionen aufzuzählen, die im Laufe der Jahrzehnte gut angenommen wurden, würde zu weit führen. Genannt seien hier nur: Die Zweitagesfahrt nach Jena auf den Spuren des Witteners Otto Schott, die Mühlen- und Storchenroute nach Minden/Petershagen oder die Besichtigung der Meyer-Werft in Papenburg. Auch von der diesjährigen Fahrt nach Bonn mit Besichtiung des Hauses der Geschichte, einem Stadtrundgang und einer anschließen Schifffahrt auf dem Rhein bis Königswinter waren alle Teilnehmer begeistert. Natürlich gehen die Heimatfreunde nicht immer „fremd“; auch Heimisches wurde und wird angeboten: Eine Stadtrundfahrt, Besichtigungen der Ruine Hardenstein, des Steinbruchs Rauen, der Zeche Nachtigall, der Feuerwehr, des Wasserwerks, der Vergärungsanlage im Bebbelsdorf sowie der Firmen Völker, Gülich und Korfmann.

Das inzwischen schon zur Tradition gewordene Grünkohlessen im Januar spricht immer wieder die Mitglieder an; es löste den früheren vorweihnachtlichen Erzählabend ab: Einfach mal wieder zusammenkommen, klönen, bodenständig essen! Nicht vergessen werden dürfen auch die naturkundlichen Exkursionen, wie z. B. zu den Fledermäusen im Dorney oder eine Wanderung durch das kleine Wäldchen mit botanischen Erklärungen. Dass Stockumer Vereine und Institutionen gut zusammenarbeiten beweist seit Jahren das „Stockumer Maifest“, das zwar in diesem Jahr terminlich unter keinem guten Stern stand, aber dennoch stattfand.

Bei den 100-Jahr-Feiern der beiden Stockumer Kirchengemeinden im Jahre 2013 durften die Heimatfreunde nicht fehlen. Sie beteiligten sich mit Bildern und Vorträgen. Vertreten waren die Heimatfreunde auch beim 150-jährigen Bestehen der Harkortschule und bei der Einweihung des Hallenanbaus des TuS Stockum. Natürlich sollen auch die beliebten „Heimatnachmittage“ nicht unerwähnt bleiben, die seit 1997 Tradition haben und einmal im Monat stattfinden. Mal mit neuen und mal mit alten Themen - aber immer mit Kaffee und Kuchen und mit viel Zeit zum Plaudern.

Dies war nur ein kleiner Rückblick über 35 Jahre Erfolgsgeschichte eines Vereins mit rund 200 Mitgliedern, den vor seiner Gründung viele für überflüssig hielten. Damals wie heute gilt für die Heimatfreunde: „Altes bewahren, Traditionen hegen, Kontakte pflegen und sich dem Neuen nicht verschließen“.

Neugierig geworden? Wer Interesse hat, kann uns gerne an jedem Donnerstag von 15 bis 17 Uhr im Heimatstübchen, Hörder Straße 340, besuchen. Neue Mitglieder sind jederzeit willkommen. Wir freuen uns über Anregungen und sind für neue und alte Themen offen.

Christel Schmidt und Karoline Robbert