Die jährliche Exkursion der Heimatfreunde Stockum/Düren führte uns diesmal wieder in die Eifel. Unser Ziel war die Stadt Monschau mit Stadtführung und Besichtigung einer Senfmühle sowie anschließender Weiterfahrt zur Ordensburg Vogelsang.

Der nette Busfahrer Siegfried chauffierte uns den ganzen Tag über ruhig und sicher, er kannte die Strecke sehr gut und machte uns unterwegs immer auf interessante Sehenswürdigkeiten aufmerksam. So sahen wir das Braunkohleabbaugebiet Garzweiler und entdeckten gigantische Löcher, die riesige Bagger hinterlassen haben. Vorbei ging es am umstrittenen ehemaligen Ort Lützerath und der Aachener Süßwarenproduktion. Die Strecke führte auch durch ein kleines Stück Belgien, und nach Panzersperren - ein Überbleibsel aus dem Zweiten Weltkrieg - waren wir wieder auf der deutschen Seite im Ort Konzen. Hier achteten wir auf die schützenden Einfriedungen in Form von individuell geformten Rotbuchen-Hausschutzhecken. Sie dienen im Winter als Windschutz und im Sommer spenden sie Schatten. Schön anzusehen sind diese historischen Heckenkonstruktionen aus dem 17. Jahrhundert mit Öffnungen in Form von Torbögen oder Fenster. Sie dienen auch als Flurhecken zum Schutz der Felder. Unser Dank für diese Erläuterungen geht an Siegfried, denn ohne ihn wären wir an vielen Punkten einfach vorbeigerauscht.


Schützenden Einfriedungen in Form von Hecken mit Torbögen (li). Ein Blick auf die Dächer von Monschau (re).

Das Rote Haus, einst Wohn- und Produktionsstätte der Familie Scheibler, ist das Wahrzeichen der Tuchmacherstadt Monschau. Das repräsentative Wohnhaus vereint Kontor, Lager und Fabrikgebäude. Heute ist es als Museum zugänglich. Nach einer Einführung durch den Leiter des Museums hatten wir Gelegenheit, die einzelnen Räume zu besichtigen.


Das Rote Haus (li) wurde um 1760 vom Tuchmacher und Kaufmann Johann Heinrich Scheibler als Wohn- und Geschäftshaus erbaut. Er führte die Textilindustrie der Stadt im 18. Jahrhundert zu ihrem Höhepunkt. Berühmt ist das Rote Haus für seine freischwebende „frauenfreundliche“ Wendeltreppe (re), die Kaiser Wilhelm II. vergeblich erwerben wollte.

Hier spiegelt sich die bürgerliche Wohnkultur der stinkreichen Monschauer Tuchmacher wider. Weltberühmt ist die über drei Etagen freitragend gebaute Wendeltreppe aus Eichenholz, in deren Geländer 21 kunstvoll geschnitzte Puttenszenen an die verschiedenen Stationen der Tuchherstellung erinnern. In den alten Kontorräumen zeugen zwei Stoffmusterbücher mit insgesamt 6000 Entwürfen in den verschiedensten Dekors von der Vielfalt und Brillanz des Monschauer Tuchs um 1800.

Das Herrenzimmer mit kostbarer Leinwandtapete, der mit einem festlichen Wappenservice gedeckte Tisch im Esszimmer, eine Küche mit glänzenden Messing- und Kupferkesseln, Salons mit Aachen-Lütticher Schreibschränken, Vitrinen und gemütlichen Sitzgarnituren, ein Festsaal mit wertvollem Gobelin und Schlafräume mit Kinderwiegen und Waschschüsseln laden zu einer Reise ins 18. Jahrhundert ein.


Das Rathaus (li) mit dem davor stehenden Hochzeitsbaum, in dem sichHochzeitspaare ihre Initialen und das Hochzeitsdatum auf einer blattförmigen Glasscheibe eingravieren lassen können. Der Esselsturm (re) ist der Zugang zur Burganlage.

Zur Stadtführung teilten wir uns in zwei Gruppen auf. Eine Gruppe fuhr mit der Stadtbahn durch Monschau. Die zweite Gruppe wurde von der Stadtführerin Frau Mießen bei einem interessant-amüsanten Stadtrundgang zwischen Fachwerkidyll und Bruchsteinbauten geführt. Wer einmal durch die Altstadt von Monschau gebummelt ist, versteht, warum man Monschau auch „die Perle der Eifel“ nennt. Hier hat sich im Stadtbild seit fast 300 Jahren so gut wie nichts verändert.

Die Häuser sind überwiegend im unteren Teil wegen der Feuchtigkeit aus Stein und im oberen Teil aus Fachwerk gebaut. Der Ort hat von der Tuchmacherindustrie gelebt. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts schloss allerdings die letzte Tuchfabrik. Die schönen Häuser sind geblieben. Sie sind äußerlich in einem optisch guten Zustand. Wegen der räumlichen Enge, der fehlenden Parkmöglichkeiten und der Probleme, im Winter aus dem Tal herauszukommen, wohnen im Kernbereich jedoch nur noch ca. 500 Menschen.

Nach dem Mittagessen im Lütticher Hof fuhren wir weiter zur Senfmühle und Ordensburg Vogelsang.

Klaus Danielmeier und Wolfgang Lippert