Im frühen Jahrhundert gab es in Stockum auch ein Rittergut: Das Haus Heyde. Die Wasserburg eines fränkischen Ritters, der sich op der Heyde nannte, befand sich im Bereich des Hofes Schulte-Niermann im Bereich Stockumer Bruch/Tiefendorf. Das Haus wird im Jahr 1265 zum ersten Mal erwähnt.

„Heyde ist ein Rittersitz in der Bauerschaft Stockum …“ – schrieb 1757 der evangelisch-lutherische Prediger und Geschichtsschreiber Johann Diederich von Steinen in seiner „Westphälischen Geschichte“.

Diese Zuordnung ist nicht ganz richtig, denn obwohl das adelige Haus unmittelbar an der Gemarkung Stockum angrenzte, lag es auf Annener Gebiet. Allerdings bestanden wohl stärkere soziale Bindungen zur Stockumer als zur Annener Bauernschaft. So fielen zeitweise Stockumer Bauernstellen, wie Schulte auf dem Hofe, Ostermann und Schmidt unter die Grundherrschaft der adeligen Besitzer.


Hier im Tiefendorf in der Nähe des heutigen Hofes Schulte-Niermann befand sich das Rittergut Haus Heyde. Die ersten urkundlich erwähnten Besitzer waren vermutlich die Brüder Wilhelm und Friedrich von der Heyde, Söhne des Friedrich op der Heyde. Foto: Archiv Heimatfreunde Stockum/Düren

Mehrere Heimatforscher, unter ihnen auch der Stockumer Wilhelm Barth, haben sich Gedanken um die Lage dieses schon lange nicht mehr bestehenden Gutes gemacht und den Standort schließlich ermittelt. Mit einer im Staatsarchiv Münster aufbewahrten Bergbaukarte aus dem Jahre 1810 und einer Akte aus dem Dortmunder Stadtarchiv lassen sich nun diese Aussagen weitgehend bestätigen und präzisieren.

Auf einer Karte aus dem Staatsarchiv Münster kann man ausgehend vom Stockumer Schultenhof anhand der verzeichneten Bachläufe und eines Weges einen Kreuzungspunkt ausmachen, der identisch ist mit der Einmündung des Stockumer Siepen in die heutige Straße Tiefendorf. Nicht weit davon entfernt wurde das „Haus Hayde“ eingezeichnet, nämlich dort, wo sich heute die Hofgebäude des Bauern Schulte-Niermann befinden.

Karoline Robbert

Die Ortschaft Stockum scheint eine uralte Gemeinde zu sein, denn das Gebiet um Stockum und Düren war vermutlich schon 800 vor Chr. besiedelt. Dies belegen Funde in der Nähe vom Steinberg, die Anfang der 1970 Jahre beim Bau der Autobahntrasse A 44 gemacht wurden. Ausgrabungen bestätigten, dass sich hier bereits sehr viel früher als zunächst vermutet wurde, Menschen niedergelassen haben.

Die Funde im Bebbelsdorf deuteten darauf hin, dass hier ein größerer Siedlungsplatz gewesen sein muss. Gefunden wurden unter anderem Abfälle, Rotlehm zur Abdichtung von Wänden und Keramikreste. Für die Archäologen des Landesmuseums für Vor- und Frühgeschichte Münster war es eine wahre Fundgrube. Zutage kamen, in mehreren Horizonten von oben nach unten verteilt: Funde aus der römischen Kaiserzeit, der Grundriss eines Gebäudes aus der Bronze- und Eisenzeit (ca. 800 v. Chr.), zahlreiche Artefakte und Spuren einer Ansiedlung aus dem Neolithikum – der Jungsteinzeit.


Beim Bau der Trasse für die A 44 (Dü-Bo-Do) wurde der Grundriss eines Gebäudes aus der Bronze- und Eisenzeit (ca. 800 v. Chr.) freigelegt.

Foto: Davide Bentivoglio

Die Funde im Bebbelsdorf deuteten darauf hin, dass hier ein größerer Siedlungsplatz gewesen sein muss. Gefunden wurden unter anderem Abfälle, Rotlehm zur Abdichtung von Wänden und Keramikreste. Für die Archäologen des Landesmuseums für Vor- und Frühgeschichte Münster war es eine wahre Fundgrube. Zutage kamen, in mehreren Horizonten von oben nach unten verteilt: Funde aus der römischen Kaiserzeit, der Grundriss eines Gebäudes aus der Bronze- und Eisenzeit (ca. 800 v. Chr.), zahlreiche Artefakte und Spuren einer Ansiedlung aus dem Neolithikum – der Jungsteinzeit.

Die Menschen, die damals in Witten und Umgebung gewohnt haben, waren Einheimische und es gab schon Ackerbau und Viehwirtschaft. Zur Vorratshaltung dienten zwei Speicherbauten, deren Reste freigelegt wurden. Dabei gingen die Ur-Stockumer sehr geschickt vor: Sie gruben dicke Holzpfosten in die Erde ein und bauten darauf eine Plattform. Darüber entstand dann ein Speicherbau für Getreidevorräte, die so vor Nässe und Ratten geschützt waren.

Auch die Kelten, die ehemals zwischen Ruhr und Lippe wohnten, werden unsere Ortschaft wohl als Siedelplatz bewohnt haben. So ist es auch nicht auszuschließen, dass bereits um 1000 v. Chr. keltische Ansiedlungen im Raum Stockum bestanden. Nach den Kelten setzten sich um 500 v. Chr. die Germanen (Sigambrer) hier fest.

Um das Jahr 11 v. Chr. rückten die Römer unter Drusus in das Land der Sigambrer zwischen Ruhr und Lippe ein, bis sie im Jahr 9 n. Chr. in der Varusschlacht im Teutoburger Wald vernichtend geschlagen wurden. Dann nahmen die Brukterer, Franken und Sachsen Besitz von dem Gebiet; sie wurden von Karl dem Großen um 800 n. Chr. teilweise umgesiedelt  Aus Sicherheitsgründen schlossen sich die Bewohner später zu einem „Gau“ zusammen. Stockum war der Hauptort, der „Stock“ dieser Vereinigung.

Weitere Zeugnisse für Siedlungsstellen in unserer Umgebung sind Gefäße aus der Merowinger Zeit (5. und 6. Jahrhundert nach Christus), die in der Nähe der Dünnebecke gefunden wurden. Über weitere Besiedlungen lassen sich nur Vermutungen anstellen im Zusammenhang mit der Geschichte der umliegenden Städte.

Karoline Robbert

 

 

 

 

Stockum scheint in der Tat eine Bauerschaft gewesen zu sein, denn bereits im 11. Jahrhundert steigt ein Meyer oder Schulte in den niederen Adel auf (Schulte auf dem Hofe). Der älteste nachweisbare Besitzer war wahrscheinlich ein Gotfriedus de Stochem, der zwischen 1270 bis 1289 mehrfach als Freischöffe der Grafschaft Dortmund auftrat sowie im Jahr 1335 ein Berrent van Stochem, ein Freischöffe des Dortmunder Freigerichtes. Es gibt Hinweise darauf, dass eine der Gerichtsstätten des Freigerichtes („tho deme stene op der heyde“) sich bei Stockum befand.


Diese Hofstelle an der Hörder Straße, Schulte auf‘m Hof genannt, war bis 1976 im Besitz der Familie Schulte. Hier ist heute der Standort der Maximilian-Kolbe-Gemeinde Die Grundsteinlegung für eine neue Kirche mit Gemeindezentrum war am 15. Mai 1980. Foto: Archiv Heimatfreunde Stockum/Düren

In das Dorf fügte sich der Hof Schulte auf‘m Hofe, etwa 350 bis 400 Meter östlich des Dorfes ein. Der Hof existierte 245 Jahre, bis er 1979 abgerissen wurde. Um 1820 zählte er zu den Großen, reichte er doch bis zur heutigen Einmündung des Stockumer Bruchs. Zum Hof gehörten außerdem eine Bierbrauerei, ein Gasthaus mit Tanzsaal und eine Mühle.

Auf einem Balken, der früher einmal über der Deelentür eingemauert war und später seinen Platz an einem Nebengebäude des Hofes fand, stand folgender Spruch:

„Ich aber will mit Dank opfern, mit Gelibte (Gelübde) will ich bezahlen dem Herrn, dass er mir geholfen hat. D. Wulf von Öspel, Schulde auf dem Hofe. Elisabeth Schulde von Hofe. Hier mit Gott befohlen Anno 1734".

Karoline Robbert

 

 

 

Das Gebiet um Stockum und Düren scheint ein uralter Siedlungsort zu sein. Es ist nicht auszuschließen, dass bereits um 1000 v. Chr. keltische Ansiedlungen im Raum Stockum bestanden. Vermutlich hat schon 800 v. Chr. eine erste Ansiedlung existiert; dies belegen Funde in der Nähe vom Steinberg. Gefäßfunde aus der Merowinger Zeit (5. und 6. n. Chr.) sind Zeugnisse für Siedlungsstellen in der Nähe der Dünnebecke.

Nach den Kelten (1000 v. Chr.) kamen um 500 v. Chr. die Germanen (Sigambrer) in unsere Gegend. Ihnen folgten die Römer (11 v. Chr.), bis sie in der Varusschlacht im Teutoburger Wald vernichtend geschlagen wurden. Dann nahmen die Brukterer, Franken und Sachsen Besitz von dem Gebiet; sie wurden von Karl dem Großen um 800 n. Chr. vertrieben.

Aus Sicherheitsgründen schlossen sich die Bewohner zu einem „Gau“ zusammen. „Stockum“ war der Hauptort, der „Stock“ dieser Vereinigung. Nach ihm wurde der Gau benannt.

Die wechselhafte Geschichte der „villa stochem“ begann im Jahre 882 n. Chr. mit der ersten urkundlichen Erwähnung. Das Einkünfteverzeichnis des Benediktinerklosters Werden, das „Werdener Urbar“, ist die „Geburtsurkunde“ Stockums. Dieses Heberegister wurde zwischen 882 und 885 angelegt. Mönche stellten damals Besitz- und Abgabenregister (sogn. Urbare) zusammen, um festzulegen, welche Erträge und Abgaben die „Freien“ in „Villa Stochem“ – wie das Dorf Stockum damals genannt wurde – dem Grundherrn gegenüber zu entrichten hatten.  Abgabepflichtig waren unter anderem auch „freie Männer“ aus Hevini (Heven), Threiri (Langendreer), Werinum (Werne) und Tospellig (Oespel). Die vier abhängigen Höfe in Stockum hießen: Athalmund, Douhtolfi, Odger und Uuanburg. Sie hatten Geld und Getreide zu entrichten. Im Verlaufe der folgenden Jahrhunderte tauchen die Namen dieser Höfe immer wieder auf, meistens im Zusammenhang mit der Erhebung des Zehnten.

Stockum wurde vielfach von Dortmundern, Spaniern, Franzosen usw. geplündert und beraubt. Es mussten Kriegssteuern bezahlt, Heerwagen und Knechte gestellt werden. Große Drangsale brachte der 30-jährige Krieg (1618 bis 1648), in dem die Hälfte der Bevölkerung umkam. In den nachfolgenden Jahren machten entlassene Soldaten die Gegend unsicher.  Große Not herrschte, als die Franzosen von 1672 bis 1679 das Land besetzten. 1759 zog ein starkes französisches Heer durch unsere Gegend und mähte das ganze Korn ab - es folgten Hungerjahre.

1806 kamen wieder die Franzosen, diesmal unter Napoleon I. Im Landkreis Bochum waren 80.000 Mann Besatzung stationiert.

Die jüngere Heimatgeschichte Stockums begann um das Jahr 1822 nach dem Wiener Kongreß mit der Aufstellung des Urkatasters. Zu dieser Zeit gehörten Stockum, Düren, Somborn, Werne und Langendreer zum Amt Langendreer im Kreis Bochum. 1857 wurde Schulze-Vellinghausen vom Gerdeshof in Stockum zum Ehrenamtmann (heute Landrat) für das Amt Langendreer gewählt. Das Amt Langendreer verlegte daher seinen Sitz nach Stockum.

Die Vertreter dieser selbstständigen Kommunen tagten von 1857 bis 1900 in Stockum, im alten Amtshaus auf dem Gerdeshof. Von 1891 bis 1898 war Schulze-Vellinghausen im Preußischen Abgeordnetenhaus vertreten. Außerdem war er langjähriger Senior des Provinziallandtages in Münster. Er starb am 22.01.1900.Um die Jahrhundertwende verlegte der neue Amtmann Schüler seinen Amtssitz wieder nach Langendreer.


Die Provinzialstraße um 1925. Foto:         Archiv Heimatfreunde Stockum/Düren

Das zweite Amtshaus nebst Gefängnis und Standesamt lag an der früheren Annener Straße 1, später Stockumer Straße 1 (heute Pferdebachstraße/Ecke Hörder Straße). Von 1900 bis 1929 war hier die Gemeindeverwaltung untergebracht. Der Volksmund nannte deswegen das Haus auch „Das Amt“.

Der Dürener Gemeinderat traf sich in der Gaststätte Fleischhut an der Hörder Straße/Ecke Bebbelsdorf. Bis 1926 waren die Stockumer und Dürener friedliche Nachbarn. So durften die Stockumer auch 1877 auf Dürener Gebiet einen Bahnhof bauen.

Nur im April 1926 gab es Ärger: Der Stockumer Gemeindevorsteher Leese hatte seinen Kollegen Klingel aus Düren nebst fünfköpfiger Ratsmannschaft zu einer gemeinsamen Sitzung eingeladen: Einziger Tagesordnungspunkt war der „Zusammenschluss der beiden Gemeinden“.Die Dürener blieben der Sitzung fern und erklärten schriftlich: „Eine Vereinigung mit Stockum wird unter allen Umständen abgelehnt, eine Verbindung mit Langendreer wird hingenommen!“

Doch es kam alles ganz anders: Beide Gemeinden wurden 1929 Stadtteile von Witten. Am 01.08.1929 wurden Stockum und Düren, ebenso Crengeldanz, Sonnenschein, Krone und Papenholz aus dem Amt Langendreer in die Stadt Witten eingemeindet.

Heute sind Stockum und Düren zwei Ortsteile, die eng miteinander verbunden sind. Da Düren ein recht kleiner Ort ist, werden beide oft unter dem Namen Stockum zusammengefasst. Kirchengemeinde und Vereine umfassen beide Stadtteile.

Karoline Robbert