Marek Schirmer (links) sprach mit Gründungsmitgliedern und dem Vorstand der Heimatfreunde Stockum/Düren: Siegwart und Sonja Gartinger, Wolfgang Lippert, Christel Schmidt, Karoline Robbert und Volker Brüggemann. Marek Schirmer berichtete über dieses Ereignis am 26. Juni 2022 in einer Radiosendung auf Antenne Witten bei Radio EN. Foto Günter Robbert

Vor 35 Jahren trafen sich 37 Stockumerinnen und Stockumer und gründeten am 24. Juni 1987 einen Verein, um die Heimatgeschichte lebendig zu halten. Aus einer fixen Idee wurde eine Erfolgsgeschichte: Die Heimatfreunde Stockum/Düren wurden geboren und verzeichnen mittlerweile rund 200 Mitglieder. An dieses Jubiläum wurde beim Heimatnachmittag am 15. Juni 2022 im Gemeindehaus an der Mittestraße erinnert. Die Geschäftsführerin Christel Schmidt würdigte dieses Ereignis mit einem Vortrag und ließ die Zeit ab 1987 wieder lebendig werden.

Karoline Robbert


Für den musikalischen Rahmen bei der Eröffnungsfeier des neuen Treffpunktes der Heimatfreunde am 19. Mai 2022 sorgte Bernhard Benjamin mit seiner Orgel.

Foto: Günter Robbert

Nach dem Umzug der Heimatfreunde ins Haus Gronau an der Hörder Straße 340 sind - wie immer - Besucher willkommen. Jeden Donnerstag von 15 bis 17 Uhr sind wir weiterhin für sie da. Wir laden interessierte Besucher ein, bei uns zu Klönen, in unserem Archiv zu Stöbern und sich über unser Dorf zu informieren. Marek Schirmer von der Antenne Witten hat über die Eröffnungsfeier ein Video auf dem youtube Kanal ins Netz gestellt.

https://www.youtube.com/watch?v=4Q_wPBRZpI4

Im Archiv selbst gibt es eine Menge zu sehen: Die alten Fotos, meist noch in Schwarzweiß, wurden digitalisiert. Diese alten Schätze sind nun für die Allgemeinheit zugänglich. Besonders gefragt sind die zahlreichen Luftaufnahmen, denn von oben sieht „Stockum auf der grünen Insel“ besonders schön aus. Gefragt wird auch oft nach dem Urkataster und den ehemaligen Grenzen rund um Stockum. Zahlreiche Karten wurden dem Heimatverein zur Verfügung gestellt und mittlerweile eingescannt, so dass man diese am Computer vergrößern kann.

Unsere Homepage heimatfeunde-stockum-dueren.de informiert unter anderem über die Geschichte unseres Dorfes und wurde seit der Einrichtung Ende Dezember 2015 bereits fast 75.000 Mal angeklickt wurde. Allein der Artikel über die Geburtsurkunde Stockums wurde über 20.000 Mal aufgerufen. Gefragt waren auch die Berichte über den ehemaligen Bahnhof Stockum und ganz besonders die Berichte über die Ortsteile Stockum und  Düren. Die Präsens im Internet und die Erreichbarkeit per Mail haben sich bewährt. Alles in allem, eine gelungene Investition.

Angelegt wurden in unserem Archiv über 8.000 Dateien in insgesamt über 460 Ordnern: Darunter befinden sich Artikel und Fotos über die vielen Bauernhöfe, die es früher in unserem Ort mal gab. Auch die bergbaugeschichtliche Vergangenheit unseres Ortes wird dokumentiert. Es gibt Informationen über die Stockumer Schulen sowie über die alte Turnhalle (eine reine Holzkonstruktion) und über zwei Kornmühlen in Düren. Interessant sind ebenfalls die alten Amtshäuser sowie der alte Wasserturm auf dem Gerdeshof. „So können sich die Besucher über die Entwicklung von Stockum und Düren informieren“, erklärt Karoline Robbert. Die Stockumer Heimatgeschichte wird auch anhand von Dönekes über das Dorf untermalt.

Gesucht werden weiterhin alte Dokumente und Fotos sowie Urkunden, Baugenehmigungen und Karten. Alles, was erhaltenswert erscheint, wird eingescannt, so bleiben die alten Schätze beim Besitzer. Die Heimatfreunde freuen sich weiterhin über reges Interesse und über viele Gäste im neuen Treffpunkt

Karoline Robbert

Zu erreichen sind wird unter E-Mail: Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!

Im Jahr 1928 wurde am Südende des Sportplatzes eine hölzerne Turnhalle errichtet. Im Gebäude links befanden sich im 1. Stockwerk die Wohnung des Turnwartes, und im Erdgeschoss darunter die Räume für das Gesundheitswesen. Hier arbeitete viele Jahre die beliebte Schwester Martha Köker zum Wohle der Gemeinde. Die Tochter des Lehrers war Fürsorgerin, hat viel Gutes getan und wurde mehrfach von der Diakonie ausgezeichnet.


Die alte Stockumer Turnhalle stand in der südwestlichen Ecke des ehemaligen Sportplatzgeländes. Erster Spatentisch war im August 1928. Hier befindet sich jetzt der Parkplatz des Edeka-Marktes.

Diese Halle diente dem Vereins- wie auch dem Schulsport. Ihr besonderes Kennzeichen war die reine Holzkonstruktion. Hier herrschte ein reges Sportlerleben für Generationen von Stockumern: Auf dem dazugehörigen Sportplatz wurden die traditionellen Schulsportfeste abgehalten - mit Hoch- und Weitsprung sowie Laufen und Werfen. Anschließend wurden die Urkunden verteilt.

Turnhalle und Sportplatz bildeten eine Einheit, die im Stockumer Dorfleben eine große Rolle spielte: Die Vereine trugen auf dem Sportplatz mit viel Publikum, das seine Mannschaften anfeuerte, ihre Fußballspiele aus. Die damaligen Fußballer des TuS Stockum kämpften sich hoch bis in die Landesliga. Die „Helden“ von damals: Leuschner, Knorn, Schuhmann, Augustin, Kuypers und wie sie alle hießen, gewannen und verloren so manche Schlacht.


Der Abrissbagger kam im Dezember 1984. Im Gebäude links befand sich im 1. Stockwerk die Wohnung des Hausmeisters, der auch für Ordnung und Disziplin sorgte. Er konnte aus seiner Wohnung durch eine kleine Luke direkt in die Turnhalle schauen.


Ein Blick in die Halle: es wurde auch Tischtennis gespielt. Dieses Bild mit zwei Tischtennis-Mannschaften entstand in den 1970er Jahren. In den hellen Trikots die Stockumer v. li: Helmut Pfalz, Jürgen Trappmann, Hartmut Wiewiorra, Karl Minati, Hartmut Haag, Manfred Porsdorf.
Fotos: Davide Bentvoglio

Ein Trick - der klappte

Zu dieser hölzernen Halle gibt es eine historische Anekdote: Die Turnhalle wurde unmittelbar vor der Eingemeindung vom Amt Langendreer nach Witten, „schwarz“, nämlich ohne Baugenehmigung in einer Nacht- und Nebelaktion gebaut. Grund dafür war, dass die Stockumer den Inhalt der damals recht gut gefüllten Gemeindekasse nicht an die Wittener Stadtkasse übergeben wollten. Und so wurde vom letzten Geld noch schnell die Turnhalle gebaut, diese Immobilie konnte die Stadt Witten den Stockumern nicht mehr nehmen.

Karoline Robbert

Stockum und Düren sind zwei Ortsteile der Stadt Witten im Ennepe-Ruhr-Kreis. Da Düren aber ein recht kleiner Ort ist und seine Geschichte eng mit der Stockums verbunden ist, werden beide oft unter dem Namen Stockum zusammengefasst. So durfte 1877 auf Dürener Gebiet ein Bahnhof für Stockum gebaut werden, und seitdem bildet ein Teil der Bahnlinie Langendreer - Löttringhausen die Westgrenze Dürens.

Im Volksmund wird die Strecke bis heute „Rheinischer Esel“ genannt

Die damalige „Rheinische Eisenbahngesellschaft“, später Betreiber der Bahnlinie, baute 1880 die Strecke Langendreer – Löttringhausen, die bereits am 9. Juni 1873 durch die „Preußische Konzession“ genehmigt worden war. Die neue Trasse wurde als Konkurrenzlinie zur parallel verlaufenden Strecke der Bergisch-Märkischen Eisenbahngesellschaft angesehen. Der Start der Personenbeförderung erfolgte mit der Betriebsaufnahme am 15. Dezember 1880. Im Volksmund hieß die Bahn „Rheinischer Esel“.

Der Bahnhof Stockum wurde bereits 1877 von der Rheinischen Eisenbahngesellschaft auf dem ehemaligen Gelände des Hofes Kreikmann errichtet. Das Gehöft – ein ganz alter Bauernhof - musste der Trassenführung und dem Bahnhof Stockum weichen. Vermutlich wurde der Hof um 1875 wegen des Bahnbaus abgerissen. Die Höfe Schulte-Steinberg und Wegemann verloren erheblich an Fläche, während der Hof Düren kaum Land einbüßte.

 


Der Bahnhof Witten-Stockum um 1922 mit Kohlenwagen für die Zeche Constanze, die bei Bedarf abgerufen wurden. Die Schornsteine im Hintergrund gehörten zur Stockumer Dampfziegelei, die von 1897 - 1922 in Betrieb war. Diese Ziegelei befand sich an der Bismarkstraße 33 – heute Bebbelsdorf 105.

Foto: Archiv Heimatfreunde Stockum/Düren

Durch den Bau der Eisenbahnlinien in den 1860er und 1870er Jahren hatten die Fuhrleute natürlich starke Einkommenseinbußen. Aus Protest hatten sie folgenden Spruch auf ihren Pfeifenkopf:

„Wer hat den Dampf erdacht und uns Fuhrleut‘ um das Brot gebracht?
Was fang ich armer Fuhrmann an? – Der Teufel hol‘ die Eisenbahn.“

Auf der insgesamt 13,4 km langen Strecke wurden große Mengen von Gütern transportiert. So stieg auch die Bedeutung des Bahnhofs Stockum. Durch die aufkommende Industrialisierung hatte der Bahnhof Stockum einen großen Stückgutumschlag. Ein großer 20-Tonnen-Kran war für schwere Güter vorhanden.

Der Sieben-Planeten-Express brachte die Bergleute zur Zeche

Viele Bergleute und Hüttenarbeiter benutzten diese Strecke und nannten diese Linie auch „Sieben-Planeten-Express“, da sie die Bergleute zur Zeche brachte. Die Bauern verluden hier große Mengen von Zuckerrüben, Kartoffeln und Getreide sowie Dünger und Vieh.


Der Kartoffelbahnhof, so wurde der Bahnhof Witten-Ost auch genannt. Die Bauern verluden hier aber auch große Mengen von Zuckerrüben, Getreide, Dünger und Vieh, was der Bahn den Namen eines geduldigen Esels einbrachte. Die Marktfrauen transportierten seinerzeit ihre landwirtschaftlichen Produkte mit der Bahn zu den Märkten.

Im Laufe der Jahre entstand eine Reihe von Anschlussgleisen am Stockumer Bahnhof: Die Zeche „Vereinigte Walfisch“ (später Franziska/Düren) und die „Stockumer Dampfziegelei“ (später Blankstahlwerk Geissler) besaßen Anschlussgleise für den Transport von Steinkohle, Ziegeln und Stahlerzeugnissen. Es gab außerdem Bahnverbindungen zur Zeche Constanze/Langendreer, im Volksmund Zeche Reibekuchen genannt, und zum Kalksteinwerk (Landgrube genannt - vermutlich beim Gut Schulte-Steinberg).

Nach einer Karte (Messtischblatt von 1926) hat es auch ein sogenanntes  Pulvergleis gegeben, auf dem die Pulverwagen abgestellt wurden. Möglicherweise gab es auch einen Gleisanschluss an die Pulverkammern im Steinberg. Auf der Karte sind noch aufgeschüttete Wälle zum Schutz vor evtl. auftretenden Explosionen zu erkennen.

Nach 99 Jahren den Personenverkehr eingestellt

Fast ein Jahrhundert lang hatte auf der Bahnstrecke eine rege Personenbeförderung stattgefunden. Bis zum 1.Weltkrieg konnte man für fünf Pfennig von Stockum nach Witten fahren. Für die Personenbeförderung fuhr achtmal am Tag ein Zug in beide Richtungen. Im Laufe der Zeit ließ aber die Anzahl der zu befördernden Personen nach, so dass später der Personentransport von einem Schienenbus bewältigt werden konnte. Nach 99 Jahren, am 30. November 1979, wurde der Personenverkehr auf dieser Strecke ganz eingestellt


Die Bahnstrecke (Bochum)-Langendreer - (Dortmund)-Löttringhausen wurde 1877 durch die damalige Rheinische Eisenbahn erbaut. Die insgesamt 13,4 km lange Strecke hatte große Bedeutung für den Güter- und Personenverkehr, und auch die aufkommende Industrialisierung brachte dem Bahnhof einen großen Stückgutumsatz. Das Foto von Davide Bentivoglio zeigt die Gleisanlagen in Witten-Annen in den letzten Betriebstagen. Die Betriebsanlagen im Hintergrund gehörten zur ehemaligen Holzhandlung Klingelhöfer.

Auch der Stückgutverkehr ging zurück und wurde ab 1962 vom Bahnhof Witten-Ost abgewickelt. Das Stockumer Bahnhofsgebäude wurde danach abgebrochen. Von nun an fuhr zweimal am Tag ein Güterzug von Bochum-Langendreer nach Witten-Ost, der dann die Firmen Geißler und Fischer anfuhr.

Am 30. November 1982 wurde die Teilstrecke zwischen den Bahnhöfen Löttringhausen und Witten-Ost durch die Deutsche Bundesbahn komplett stillgelegt. Am 16. März 1985 befuhr ein vollbesetzter Triebwagenzug mit zwei Wagen der „Deutschen Gesellschaft für Eisenbahngeschichte“ diese Strecke als letzte historische Fahrt von Witten-Ost nach Bochum-Langendreer. Auch ein Fotostopp in Stockum wurde eingelegt.

Der Güterverkehr zwischen Witten-Stockum und Witten-Ost wurde am 31. Dezember 2001 und auf dem letzten genutzten Teilstück zwischen Witten-Stockum und Bochum-Langendreer am 31. Dezember 2004 eingestellt.


Nach dem Abbau der Gleisanlagen des Rheinischen Esel dient die Trasse heute als Rad- und Wanderweg. An die ursprüngliche Nutzung erinnern eine Schlüsselweiche am ehemaligen Bahnhof Stockum sowie erhaltene Bahnsteige und verschiedene Signale und Schilder.

Die Strecke Langendreer - Witten-Ost, zwischenzeitlich von Bäumen und Sträuchern überwuchert, wurde in den Jahren 2010 und 2011 saniert. Büsche wurden entfernt, umgestürzte Bäume beseitigt, die Gleise aufgenommen, der Schotter aufgearbeitet. Es entstand ein Rad- und Wanderweg, der heute noch durch seinen Namen „Rheinischer Esel“ an die ursprüngliche Nutzung der Trasse erinnert.

Karoline Robbert